Der angekündigte Regen blieb aus, dennoch fand die Veranstaltung „Faserstoffe in der Region – Geschichte, Gegenwart, Zukunft“ mit mehr als 30 Gästen gestern in Großderschau im Dorfgemeinschaftshaus statt. Sven Bardua gab einen Überblick über die Herstellung und Verarbeitung von pflanzlichen, tierischen und chemischen Fasern in der Prignitz und im Havelland. Er stellte die acht Produktionsorte Pritzwalk, Wittstock, Wittenberge, Premnitz, Bergerdamm, Fehrbellin, Rhinow und Hohenofen im Kontext der politischen und industriellen Entwicklung seit dem frühen 19. Jahrhundert vor. Unternehmertum, Ressourcen, Technologien, Architektur, Verkehrswege sind nur einige Stichpunkte eines großen Themenspektrums, das sich – teilweise unerschlossen – auftut. Deutlich wurde, dass die Prignitz und das Havelland mit dem Fokus auf Faserstoffen auf eine komplexe industriekulturelle Geschichte zurückblicken können. Sven Bardua konnte unter anderem seltene Fotos zeigen, die auf den Anbau und die Verarbeitung von Hanf in der Region verweisen – woran Jan Paki vom Kompetenznetzwerk Nutzhanf beim Landschaftspflegeverband Prignitz-Ruppiner Land anknüpfte. Er stellte Hanf als Nutzpflanze vor, zeigte Produkte aus Fasern, Schäben, Blüten und Samen und hielt ein Plädoyer für den verstärkten Anbau und die Verarbeitung von Hanf – auch im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Das Kompetenznetzwerk Nutzhanf informiert, bildet weiter und vernetzt Akteure, die Hanf produzieren und verarbeiten und setzt sich für eine Änderung des Betäubungsmittelgesetzes ein. Auch mit dem anschließenden Austausch trug die Veranstaltung dazu bei, Geschichte, Landwirtschaft und Kultur in Bezug zu setzen und nach gemeinsamen Wegen in der Region zu suchen.