„Was ich finde zeigt mir was ich suche“ überschreibt sich die Ausstellung des Berliner Textilkünstlers Uli Fischer, die noch bis zum 23. Oktober in Pritzwalk zu sehen ist.
Große Tücher, textile Wandbilder wie Stofftafeln in klarer, strenger Ästhetik erzählen beim zweiten Hinsehen aus ihrem vorherigen Leben als Alltagstextilien.
Der Künstler verarbeitet gebrauchte Textilien, die er auf der ganzen Welt gefunden und gesammelt hat. Er näht Bilder aus dem „im Sinne des Wortes vom Leben gezeichneten Material […], das neben seiner empirischen Geschichte auch die verlorenen Erinnerungen an diejenigen, die die Textilien benutzt haben“ freilegt, so Uli Fischer zu seinen Arbeiten. Flecken, Löcher, zerschlissene Teile in Leinentüchern, auf Baumwollstoffen, Seiden, Flaggen, historischer Kleidung aus Asien durchlaufen eine künstlerische Transformation und finden sich danach in ungewohnter Kombination oder als Gestaltungselement auf den Kunstwerken wieder.
Der Verein der Kunst Freunde Pritzwalk hat mit dieser Ausstellung internationale Textilgeschichte in der Form von Kunst in die Region geholt.
Gewebe sind mehr als sie sind
Dass ich mit alten, gebrauchten, zum Teil fragmentarischen textilen Materialien arbeite, ist die Konsequenz meiner künstlerischen Entwicklung. Die vom alltäglichen Gebrauch, im Sinne des Wortes: ›vom Leben‹ – gezeichneten Textilien vermitteln mit ihrer Patina neben ihrer empirischen Geschichte (Alter, Material, Funktion etc.) auch die verlorenen Erinnerungen an diejenigen, die die Textilien benutzt haben und an deren Schicksal (Freude, Leid, Sorge etc.). Es findet vielmehr eine Transformation statt, wobei die Zeit über die Patina zu Material wird. Zeit wird durch die Patina und Spuren des Gebrauchs wahrnehmbar. Die Patina wird zum Medium meiner künstlerischen Arbeit.
Bei den Geweben, mit denen ich arbeite, handelt es sich in der Regel um Textilien des Alltags, deren Patina durch profane Handlungen und im Lauf der Zeit entstanden, Spuren des Gebrauchs wie Abrieb, Flecken, Reparaturen, Löcher, Risse und so weiter, man könnte auch von ›Verletzungen‹, von ›Narben, die das Leben hinterlassen hat‹, sprechen. Entscheidend für die Auswahl der Materialien ist jedoch die gesamte Spezifik des Gewebes, nicht nur die ›Verletzungen‹. Es findet eine Interaktion zwischen mir und dem Material statt, wobei die grundsätzliche Frage ist: kann das, was mich an dem Stoff angesprochen hat, für sich stehen, oder öffnen sich Türen für etwas Anderes, das über den Stoff hinausgeht, etwa das er in Kombination mit diversen Materialien zum Teil dieses Anderen wird.
Diese Ausstellung passt ganz wunderbar in den Kontext unseres Projektes „Faser-Stoff-Papier“. Die Dimension Zeit in den Textilien des Alltags ist eine neue Nuance der künstlerischen Arbeit in diesem Themenfeld.